Die Chronik des Männergesangvereins Angerstein von 1876

Der MGV Angerstein einst und heute

Seit 1876 wird in Angerstein gesungen – zumindest organisiert, männlich, kraftvoll, mit Herz und Lunge – und meistens auch ganz angenehm zu hören. Seinerzeit setzten sich die Herren Karl Kurre, Karl Marten, Karl Thiele, Friedrich Gremme und Louis Schlote zusammen, wählten Louis Schlote zum ersten Präsidenten, Friedrich Gremme zum Sekretär und Karl Thiele zum Kassierer. Der Kantor Rusteberg wird als erster Dirigent gewonnen. Am 12. Dezember 1877 wird der erste Jahrestag mit einem Wintervergnügen gefeiert. Fünf Musiker spielen zum Tanz auf; heute ist oftmals schon ein Alleinunterhalter zu teuer! Der erste öffentliche Auftritt des MGV Angerstein findet am 8. August 1880 anläßlich der Fahnenweihe des MGV Eintracht Bovenden statt. Dieser erste Auftritt macht den Herren so viel Spaß, dass sie keine Gelegenheit mehr auslassen, auch noch an vielen anderen Orten zu singen, z.B. in Parensen, Lütgenrode, Wolbrechtshausen, Nörten-Hardenberg, Maria-spring usw.

Am Singabend des 25. April 1888 wird beschlossen, eine Vereinsfahne anzuschaffen. Der Preis der Fahne mit Koppel beträgt 190 Mark., und jedes Mitglied muß 3 Mark zum Kauf beitragen. Die Fahnenweihe findet am 15. und 16. Juli 1888 statt. Zu diesem Fest werden die beiden Gesangvereine aus Bovenden und Nörten-Hardenberg eingeladen. Zehn Musiker spielen zu Tanz auf!

Jedes Jubiläum wurde zum Anlaß genommen, ausgiebig und mit viel Gesang zu feiern. Das 25jährige, das 50jährige - dann kamen ruhigere Jahre: Es werden zwar regelmäßig die Singabende abgehalten, aber erwähnenswerte gesellschaftliche Veranstaltungen finden in der Zeit der sich ständig verändernden politischen Bedingungen nicht statt. Seit Ende der 30er Jahre ruht das Vereinsleben bis zum 30. April 1948.

Im Zuge des großen Aufatmens nach dem Krieg wird im großen Rahmen mit einem Festzelt auf dem Schützenplatz (später Dreschschuppenplatz genannt) am 16. bis 18. Juni 1951 das 75-jährige Bestehen des Vereins begangen. Danach nimmt das Interesse an den Singabenden für lange Jahre stark ab.

Zum 100. Geburtstag des Vereins wird ein großes Fest organisiert. Zum Auftakt am Samstag, dem 19. Juni 1976, wird ein Empfang gegeben, an dem der Ortsbürgermeister, Vertreter des Kreises Northeim, der Großgemeinde Nörten-Hardenberg, der Volksbank Nörten und die Vorsitzenden der örtlichen Vereine teilnehmen. Nach einem zwanglosen Gespräch begibt man sich gemeinsam zum Festzelt. Der Kommersabend wird vom MGV mit einem Begrüßungslied eröffnet. Festreden, Ehrungen von Mitgliedern, die Weihe einer neuen Fahne und Liedervorträge der auswärtigen Gastvereine lassen den Abend zu einem ersten Höhepunkt werden.

Am darauf folgenden Sonntag findet ein farbenprächtiger Umzug statt, wie ihn Angerstein bis dahin noch nicht erlebt hat. Danach beginnt im Festzelt das Freundschaftssingen der Gastvereine, von den Darbietungen der Spielmannszüge begleitet. Anschließend wird getanzt bis spät in die Nacht.

Mit einem gemeinsamen Frühstück am Montag, dem 21. Juni 1976, das bei herrlichstem Sommerwetter mit viel Musik, reichlich Alkohol und bester Stimmung bis in den Abend dauert, klingt das Fest aus. Diesem Jubiläum folgt ein deutlicher Anstieg der Mitgliederzahl. Neuer Schwung scheint eingekehrt zu sein, denn man beschließt, auch das 111-jährige Bestehen zu würdigen. Noch einmal wird vom 13. bis zum 15. Juni 1987 in einem Festzelt gefeiert, danach nimmt die Mitgliederzahl durch altersgemäß ausscheidende Sangesbrüder und Sangesfreunde stark ab, während nur wenige neue Sänger hinzugewonnen werden können.

Dennoch: Gefeiert wird weiterhin, wenn auch in kleinerem Rahmen.

Zwischen den hier wie Meilensteine am Wegesrand aufgezählten Jubiläen pflegte der Verein vor allem den Gesang. Schließlich war Fritz Rusteberg als langjähriger Präsident des Vereins der festen Überzeugung, der MGV sei d e r Kulturträger Angersteins. Man legte immer großen Wert auf Zusammengehörigkeit und Geselligkeit. Neben Busfahrten, dem Freundschaftssingen aller Nörtener Gesangvereine und Chorgemeinschaften und den Kommersabenden der Angersteiner Vereine nahm und nimmt der MGV Angerstein auch mit Liedvorträgen an vielen Jubiläumsfeiern der Vereine aus den umliegenden Ortschaften teil. Den Sangesbrüdern und Sangesfreunden wurden und werden zu besonderen Anlässen wie Silbernen und Goldenen Hochzeiten sowie zu runden Geburtstagen gern Ständchen gebracht. Besonderen Wert legt der MGV auf den Kontakt mit dem Männergesangverein 1850 Dingelstädt. Nach Öffnung der Grenzen am 9. November 1989 nahm der Vorstand an einem Treffen mit den Vorständen der Vereine aus Dingelstädt (Eichsfeld/Thüringen) teil. Dabei wurde eine Partnerschaft vereinbart, die insbesondere von unseren Sangesbrüdern aus Dingelstädt sehr ernsthaft gepflegt wird. Besonderer Dank muß dem langjährigen Vorsitzenden Theo Knauth und dem nach wie vor den guten Ton angebenden Dirigenten Josef Vockroth gesagt werden.

Das Jahr 2004 stellte ganz besondere Weichen für den MGV: Nachdem Bernhard Köhring sich als Dirigent verabschiedet hatte, fand sich kein neuer Dirigent, wohl aber „vor der Haustür“ mit Olga Mroß eine Dirigentin. Den Gesinnungswandel haben die gereimten Zeilen aus der Ansprache zum 130jährigen Jubiläum zutreffend erfasst:

Als Gerhard ließ den Bund verbreiten,
da stöhnt es tief aus manchem Leib
der Sangesbrüder auf: „Ein Weib!
Wir haben manches Maß getrunken,
doch sind wir nie so tief gesunken,
dass eines Weibes Dirigat
uns zum Gesang verleitet hat!
Und dann kam sie, frisch, jugendlich,
ein frohes Lächeln im Gesicht,
die Augen blitzten ‚wie zwei Sterne’,
und plötzlich hatten alle gerne,
dass sie da vorne, rank und schlank
uns allen bis ins Herze drang.
So hat sie sanft und mit Geduld
selbst alte Muffel überzeugt.
Jetzt steht sie hoch in uns’rer Huld,
und mancher Kritikaster beugt
verehrungsvoll sein Haupt vor ihr,
die heute uns’res Chores Zier.

Anfang 2008 besteht der Verein aus 28 aktiven Sängern und 28 Sangesfreunden; 10 Mitglieder darunter wurden bereits zu Ehrenmitgliedern ernannt, was bei einem Durchschnittsalter von 66,2 Jahren nicht verwunderlich erscheint. Die große Frage, die sich jeder Vorstand des MGVs – wie bei vielen anderen Gesangvereinen auch – stellen muß, ist die nach einer nachhaltigen Zukunft.

Deshalb kommt, liebe Männer, an einem Freitag Abend um 20 Uhr in das Dorfgemeinschaftshaus (Gasthaus „Zum Lindenkrug“) und nehmt einmal teil an einem unserer Singabende, auch wenn ihr glaubt, nicht singen zu können – wir haben schon ganz andere Kerle zum Singen gebracht!

Denn unser Motto ist seit 1876:

"Sind wir von der Arbeit müde,
ist noch Kraft zu einem Liede!"



Vereinsvorsitzende (Präsidenten)

1876 – 1880: Louis Schlote

1880 – 1883: Wilhelm Rusteberg

1883 – 1886: Lehrer Fischer

1886 – 1888: Carl Kurre

1888 – 1891: Julius Marten

1891 – 1892: Carl Kurre

1892 – 1896: August Marten

1896 – 1901: Herr Schlote

1901 – 1904: Wilhelm Kraul

1904 – 1907: Albert Semmelroth I

1907 – 1910: Carl Bode

1910 – 1919: Karl Kurre

1907 – 1910: Carl Bode

1910 – 1919: Karl Kurre

1919 – 1922: Karl Marten, Haus Nr. 17

1922 – 1923: Karl Marten, Haus Nr. 43

1923 – 1930: August Kurre

1930 – 1933: Albin Kurre

1933 – 1936: Karl Marten, Haus Nr. 55

1936 – 1945: Wilhelm Rusteberg

1945 – 1948

1948 – 1951: Willi Kurre

1951 – 1961: Willi Hahn

1961 – 1966: Fritz Rusteberg

1966 – 1970: Walter Semmelroth

1970 – 1987: Fritz Rusteberg

1987 – 2001: Berndt Sievert

2001 – 2005: Gerhard Wenzel

2005 – 2007: Adolf Hampe

2007 –: Bernward Klingebiel



Chorleiter (Dirigenten)

1876 – 1885: Kantor Rusteberg

1885 – 1887: Lehrer Fischer

1887 – 1891: Musiker Hardege, Eddigehausen

1891 – 1899: Lehrer Schwanz

1899 – 1916: Lehrer Heberling

1916 – 1919: Ruhepause

1919 – 1931: Lehrer Vocke

1931 – 1969: Lehrer Klinge

1969 – 1976: Bernhard Köhring

1976 – 1982: Lehrer Thorwirth. Göttingen

1982 – 2004: Bernhard Köhring

2004 – : Olga Mroß